Auf Wiedersehen Serengeti
von Uwe Agnes und Bernd Siering “
45 min, arte 2012

Kaum eine Landschaft zieht uns so in ihren Bann wie die Serengeti. Seit 35 Jahren lebt und forscht der Zoologe Markus Borner inmitten eines der letzten Paradiese, zunächst als rechte Hand der Tierfilmer- und Naturschutz-Legende Bernhard Grzimek, danach als dessen Nachfolger. Borner weiß, warum die meisten Menschen sich hier so wohl fühlen: „Der moderne Mensch ist erst vor 120.000 Jahren hier ausgewandert, und ich glaub schon, dass in unseren Genen etwas hängengeblieben ist. Viele Leute haben dieses Gefühl: wir sind hier zu Hause. Und wir sind’s ja auch. Wir sind ja eigentlich alle Afrikaner.“

Markus Borner ist als Referatsleiter Afrika verantwortlich für alle Naturschutz-Projekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt auf dem Kontinent. Es ist sein letzter Sommer hier, denn im kommenden Jahr wird er in Pension gehen und die Serengeti verlassen.

Die jährliche Wanderung der Gnuherden durch die Serengeti ist eines der letzten großen Naturwunder der Erde. Ein bedrohtes Wunder, wie die Pläne der Tansanischen Regierung zeigen, eine Fernstraße durch den Nationalpark zu bauen. Nach weltweiten Protesten hat man mittlerweile von dieser Idee Abstand genommen. Wären diese Pläne aber umgesetzt worden, hätten sie das Ende bedeutet für die Serengeti, wie wir sie heute kennen.

Dass die Menschen in den Dörfern rings um die Serengeti Infrastruktur benötigen, weiß auch das Team um Markus Borner. Bauern müssen ihre Ernte zu den Märkten schaffen können, die Dorfbewohner brauchen Zugang zu Schulen und Krankenhäusern. Insofern ist das geplante Straßenbauprojekt ein Beispiel für den grundlegenden Konflikt zwischen Entwicklung und Naturschutz. Der Film zeigt, mit welchen Mitteln Markus Borner und sein Team versuchen, die widerstreitenden Interessen auszugleichen, damit die Menschen, die rings um den Serengeti-Nationalpark leben, ebenfalls vom Reichtum der Natur profitieren und deren Schutz akzeptieren und unterstützen.

Die Zusage aus der Hauptstadt, keine Fernstraße durch die Serengeti zu bauen, hat das Schlimmste zunächst abgewendet. Trotzdem ist Markus Borner klar, dass diese Entscheidung erst dann Bestand hat, wenn tatsächlich eine alternative Streckenführung gebaut wird. Sie könnte die Serengeti im Süden umgehen, durch dicht besiedeltes Gebiet führen und zwei Millionen Menschen eine bessere Straßenverbindung bieten. Gleichzeitig bliebe die Serengeti unberührt. Diese Alternative auf den Weg zu bringen wird zu Markus Borners letzten großen Aufgaben zählen.

Zum Schluß blickt er zurück: „Ich bin 35 Jahre jetzt hier in der Serengeti, und vielleicht hat auch mein Einfluss hier etwas gebracht. Das macht mich echt stolz, wenn ich da rausgucke und die Hunderttausende von Gnus hier hereinziehen. Und das ist schon etwas, wo man dann auch gern weiterzieht.“